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Urea

Der Champion in Sachen Feuchtigkeitsversorgung

Wirkstoff Harnstoff – worum geht’s?

Obwohl Harnstoff, auch Urea genannt, in aller Munde ist und ein vielfältiges Anwendungsspektrum aufweist, so handelt es sich bei dieser Verbindung um das Endprodukt des Stoffwechsels von stickstoffhaltigen Verbindungen. Und diese werden normalerweise mit dem Urin ausgeschieden. Reiner Harnstoff jedoch ist eine weiße, ungiftige und vor allem hygienisch unbedenkliche Verbindung, die jedoch nicht mit der Harnsäure verwechselt werden sollte. Als hauteigene Substanz gilt sie als unbedenklich, sehr verträglich und ist selbst in höheren Konzentrationen weder irritierend noch toxisch. Und dass Harnstoff nicht nur als körpereigenes Abbauprodukt abgetan werden sollte, verhindert der Fakt, dass es neben Glycerin, Salzen und Aminosäuren Bestandteil des hauteigenen Natural Moisturizing Factors (NMF) ist.

Urea als FeuchtigkeitsspenderNMF – drei Buchstaben mit großer Bedeutung

Dieser Faktor bezeichnet den Gehalt an hauteigenen, feuchtigkeitsbindenen Stoffen, die sich im Stratum Corneum, also der Hornhaut, befinden. Harnstoff hat etwa einen Anteil von 7 % an den natürlichen Feuchthaltefaktoren. Diese sorgen mit ihrer feuchtigkeitsbindenden Wirkung dafür, dass der natürliche Hautalterungsprozess ein wenig aufgehalten werden soll. Die intakte Hautschicht weist in den Tiefen bis zu 40% Wasser auf. Wäschst Du Dich zu oft, leidest Du unter hormonellen Störungen oder wirst Du eben älter, dann sinkt der Gehalt an Wasser in den Hornschichten – und das auf unter 10%! Folgen sind eine trockene, feuchtigkeitsarme Haut, die zu Spannungsgefühlen, Juckreiz bis hin zu Trockenheitsekzemen führen kann. Und wer will das schon?!

Wie wirkt Harnstoff?

Wird Harnstoff wegen seines hohen Wasserbindevermögens in Kosmetik eingesetzt, gilt es, das Wasser aus Hydrogelen und Emulsionen in die Haut zu transportieren. Werden diese Zubereitungen lediglich auf die Haut ohne Hydratiser, also feuchtigkeitsbindende Substanzen, aufgetragen, so passiert es schnell, dass das Wasser lediglich verdunstet. Es kommt also nichts in die tieferen Hornhautschichten. Auf Grund der chemischen Struktur ist es dem Harnstoff wie auch dem Glycerol jedoch möglich, Wasser zu binden. Die Wassermoleküle werden also festgehalten, verdunsten nicht auf der Haut, sondern werden mit dem Wirkstoff in die Haut geschickt. Harnstoff stellt somit den idealen Begleiter für das Eindringen in tiefere Hautschichten dar. Und nicht nur das! Darüber hinaus hindern sie das kosmetische Produkt selbst auch noch am Austrocknen.

Und wie war das doch gleich mit der Hornhaut?

Wird Harnstoff in höheren Konzentrationen von über 10% eingesetzt, so wirkt es keratoplastisch. Das heißt, dass Harnstoff in der Lage ist, chemische Bindungen des Keratins verhornter Zellen zu spalten. Dadurch, dass also Wasserstoffbrückenbindungen im Stratum Corneum gespalten werden, wird deren Zusammenhalt gelockert. Die Haut wird also verformbarer gemacht. So kann der Hauttalg besser abfließen, welches vor allem bei starker Verhornung erwünscht ist. Das Problem mit dem nicht abfließenden Hauttalg haben vor allem Leute mit einer fettigen, unreinen Haut.

In Konzentrationen von über 20% wirkt Harnstoff nicht nur keratoplastisch, sondern sogar keratolytisch. Also hornhautauflösend. So wird Harnstoff in noch höheren Konzentrationen in Pasten in Kombination mit einem Antimykotikum (also einem Arzneistoff gegen Pilzinfektionen) eingesetzt. So zum Beispiel bei Menschen, deren Nägel von einem Pilz befallen sind. Der Harnstoff macht nach Auftragen der Paste die Nägel so weich, dass der Arzneistoff ausgezeichnet eindringen kann und so der Pilz Stück für Stück abstirbt. Und die befallene Nagelsubstanz sich abtragen lässt.

Und in der Kosmetikindustrie, wo findet der Hydratiser da seinen Einsatz?

Man muss unbedingt den sehr wirkungsvollen Nebeneffekt des Harnstoffes erwähnen. Dieser wirkt nämlich als Penetrationsförderer – im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auch als Enhancer bezeichnet. Harnstoff kann sich nämlich an die hydrophilen, also wasserliebenden, Kopfgruppen der Barriereschicht der Haut anheften. Dort bindet es Wasser und ermöglicht somit anderen hydrophilen Stoffen, dass sie die Haut passieren können. Ohne Harnstoff würde das nämlich den hydrophilen Stoffen viel schwerer fallen. Denn Ihr wisst doch: Lipophile Hautschicht und hydrophiler Wirkstoff verträgt sich nicht. Doch mit Zusatz von einer Prise Harnstoff ist dieses Problem verschwunden!

Vorsicht, Nebenwirkungen!

Da der Harnstoff ja in den unterschiedlichsten Konzentrationen verschiedene Wirkungen hat, ist es sehr wichtig, genau darauf zu achten, wie hoch der Anteil an Urea im entsprechenden Pflege- oder Kosmetikprodukt ist. Eine Dosierung von 3 -5% ist für eine feuchtigkeitsbindende Wirkung ausreichend. Selbst höhere Konzentrationen steigern den hydratisierenden Effekt nicht. Jedoch ist auch Vorsicht bei der Anwendung geboten! Dies betrifft vor allem Patienten, die harnstoffhaltige Rezepturen auf entzündete, nässende Hautareale auftragen wollen. Vorsicht, nicht tun: Ebenso sollten diese Produkte nicht auf die Haut von Kindern unter 5 Jahren angewendet werden.

Klartext: Sinnvoll oder nicht?

Dass der Harnstoff mit jeder Menge positiver Eigenschaften ausgestattet ist, dürfte beim Lesen des Artikels klar geworden sein. Außerdem ist auf die positive, synergistische Wirkung aus Kombinationen von Harnstoff mit weiteren feuchtigkeitsspendenden Substanzen wie Glycerin hinzuweisen. Diese beiden Wirkstoffe zeigten in Kombination mit einem Gehalt von etwa 5 % eine überaus beeindruckende hydratisierende Wirkung. Und in höheren Konzentrationen wirkt der Harnstoff ja keratoplastisch bzw. -lytisch. Dies eignet sich vor allem bei Patienten, die unter Neurodermitis leiden. In Konzentrationen von etwa 10% entfaltet Harnstoff nicht nur seine feuchtigkeitsspendende, sondern auch seine juckreizstillende Wirkung. Eine hervorragende Kombi!

 

Quellenverzeichnis:

Ammon ,Hermann (Hrsg.), Curt Hunnius: Pharmazeutisches Wörterbuch. 9. Auflage. de Gruyter Verlag, Berlin, 2004, S. 703 f

Bräutigam, Brigitte: Lexikon der kosmetischen Rohstoffe. Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2012, S. 96

Käser, Heike: Naturkosmetische Rohstoffe. Freya Verlag, Zürich, 2011, S. 250