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Glycerin

Der Feuchtigkeitsspender für trockene, fahle Haut

Wirkstoff Glycerin: Worum geht’s?

Es ranken sich viele Mythen um den Wirkstoff Glycerin: Er soll die Haut austrocknen – und eine trockene Haut kann ja wohl absolut niemand gebrauchen. Außerdem wird Glycerin als Feuchthaltemittel in Zigaretten – und Shishatabak eingesetzt. Durch ihn entsteht mehr und vor allem dichterer Rauch. Auch in der Lebensmittelindustrie treffen wir unter dem Pseudonym E 422 Glycerin an. Als Lebensmittelzusatzstoff hält es unter anderem Kaugummis und Datteln feucht. Darüber hinaus können wir auch Glycerolzäpfchen anal einführen, wenn’s mal nicht so mit dem Stuhlgang klappt. In den verschiedensten Bereichen findet dieser sagenumwobene Stoff also Anwendung, doch was steckt chemisch dahinter? Und vor allem: Trocknet dieser Inhaltsstoff unsere Haut zusätzlich zu trockener Raumluft aus?

Glycerin als Feuchtigkeitsspender für trockene HautTirol? Nein, -triol!

Das Glycerin – gern auch Glycerol genannt – dürfte nicht allen klar sein. Aber Fakt ist: Hinter diesem netten Namen, der sogar auszusprechen ist ohne einmal Luft zu holen, steckt mehr: Propan – 1,2,3 – triol! Diese drei Zahlen verdeutlichen, dass unsere Verbindung an drei Stellen eine wichtige funktionelle Gruppe trägt. Diese ist also sowohl für die Eigenschaften des Stoffes als auch für dessen Funktion verantwortlich. Und wie ist der Name dieser Gruppe? Auch GlycerOL endet wie RetinOL auf die Endung -OL – also kann auch hier nur ein AlkohOL dahinter stecken. Diesmal jedoch ein dreiwertiger Alkohol, immerhin trägt der chemische Name ja auch drei Zahlen, die die Stelle der Hydroxylgruppe kennzeichnen. Bei Raumtemperatur ist diese Flüssigkeit farb- und geruchlos. Besonders ist jedoch seine hohe Viskosität und die Fähigkeit, Wasser anzuziehen. In der Fachsprache redet man hier von einer hygroskopischen Verbindung!

Wie wirkt Glycerin?

Neben Harnstoff, Aminosäuren, den Salzen und anderen Substanzen gehört auch Glycerin zum hauteigenen Feuchthaltesystem. Diese sind in unserer Hornhaut, dem Stratum corneum, enthalten. Hauteigene Lipide, also „menschliche Fette“, sind aus Glycerol und drei Fettsäuren aufgebaut. Man spricht in der Fachsprache davon, dass Glycerin dreifach mit langekettigen Fettsäuren verestert ist. Diese Reaktionsprodukte bezeichnet man als Triacylglyceride. Sie sind Bestandteil aller tierischen und pflanzlichen Fette und Öle. Da diese Verbindung zwischen den Fettsäuren und unserem Glycerin aber sehr schwach ist, kann es leicht passieren, dass diese geknüpften Bindungen wieder zerfallen. So liegt unser Glycerin also wieder allein vor und kann ganz ungehindert in das Stratum corneum gelangen. Dort kann es mit den abgestorbenen Hornzellen eine perfekte wasserabweisende Schutzschicht bilden!

Als körpereigene Substanz gilt Glycerin als gut verträglich!

Glycerin wirkt effektiv befeuchtend, also hydratisierend!

Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass unser dreiwertiger Alkohol als feuchtigkeitsbindende Substanz wirkt. Es hat eine so stark hydratisierende Wirkung, dass es sogar die von Harnstoff (Urea) übertrifft! Jedoch ist hier die befeuchtende Wirkung des Glycerins vor allem von dessen Konzentration abhängig. Je höher nämlich der prozentuale Anteil an Glycerin in einer Creme, umso höher die hydratisierende Wirkung. Interessant ist außerdem, dass Kombinationen aus Glycerin und Harnstoff besonders effektiv hydratisierend sind! Glycerin hält aber nicht nur das Wasser der Haut fest, sondern auch das Wasser, welches im Produkt selbst enthalten ist. Darüber hinaus kann es auch die Luftfeuchtigkeit binden und auf der Haut festhalten. Der hauteigene Wasserverlust wird also vermieden und trockene Hautzustände sind in geeigneten Konzentrationen passé!

Glycerin wirkt barriereschützend!

Wie bereits oben erwähnt, vermag es Glycerin, sich in die oberste Hautschicht, das Stratum corneum, einzulagern. Hierbei kann es die Barrierefunktion der Haut stabilisieren, in dem es die Lipidstrukturen der Hornschichtlipide verformbar machen kann. Da diese in verschiedenen Modifikationen (fest, flüssig oder gelkristallin) vorliegen, kann Glycerol gezielt die Ausbildung flüssig-kristalliner Strukturen fördern und so nachweislich die Hautelastizität erhöhen.

All diese Fakten weisen Glycerin als hydratisierende Substanz mit lang anhaltender Wirkung aus, die jedoch nicht nur einfach die Haut befeuchtet, sondern auch noch anhaltend Deine Hautbarriere regeneriert!

Vorsicht, Nebenwirkungen!

Wie ihr inzwischen vielleicht schon wisst, ist die Konzentration an Inhaltsstoffen in kosmetischen Zubereitungen umso höher, je weiter vorn eben jener Stoff in der „Zutatenliste“ steht. Glycerol kann unter Umständen schon ziemlich weit vorn auftauchen, immerhin wird es häufig in Konzentrationen von 10% zugesetzt. Kritisch wird es jedoch, wenn der Anteil an Glycerol in etwa 30% beträgt. Denn dann ist der hautaustrocknende Effekt nicht mehr von der Hand zu weisen, aber lest selbst:

Klartext: Sinnvoll oder nicht?

Doch eines blieb bisher ungeklärt: Trocknet Glycerin nun die Haut aus oder nicht?! In Zeitschriften, Internetforen oder anderen Quellen kann man lesen, dass Glycerin die Haut austrocknet! Doch stecken dahinter fundierte Kenntnisse und Expertenmeinungen? Wir glauben nicht! Denn in seriösen Quellen findet man nie eine Meinung, die diesen Standpunkt vertritt. Fakt ist, dass Glycerin in unterschiedlichen Konzentrationen unterschiedlich stark feuchtigkeitsziehend wirkt. Das Körperwasser wird aus den unteren Hautschichten nach oben gezogen und dort in der Hornschicht festgehalten. Dies ist auch generell der ganz normale Weg, auf dem Wasser aus tieferen Hautschichten nach oben gelangt um vor allem bei anstrengenden Tätigkeiten zu verdunsten. Jedoch lässt das Glycerol dieses Wasser nicht verdunsten, sondern hält es in der Hornschicht fest. Hierbei muss man nun aber die Konzentration des Glycerins in Cremes beachten. Sind nur bis zu 10% des Feuchthaltemittels enthalten, so brauchen wir uns gar keine Gedanken zu machen. Anders sieht es jedoch aus, wenn bis zu 30% Glycerin in Cremes enthalten ist. Denn dann ist klar, dass noch mehr Wasser aus tieferen Hautschichten angezogen wird. Und das trocknet tatsächlich die Haut aus. Was lernen wir also? Allein die Konzentration macht, dass ein Wirkstoff eine negative Wirkung hat!

 

Quellenverzeichnis:

Bräutigam, Brigitte: Lexikon der kosmetischen Rohstoffe. Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2012, S. 141

Käser, Heike: Naturkosmetische Rohstoffe. Freya Verlag, Zürich, 2011, S. 246 ff. Weitere Infos rund um Naturkosmetik und Rohstoffe bietet Heike Käser auch auf olionatura.de

Voigt, Rudolf: Pharmazeutische Technologie. Deutscher Apothekerverlag, Stuttgart, 2010, S. 144 f