Mehr Infos

ⓘ Hinweise zur Produktauswahl, Finanzierung & Bewertung

Benzylalkohol

Wohlriechender Läusekiller

Wo liegt der Unterschied zwischen normalem Alkohol und Benzylalkohol

A kommt ja bekanntlich vor B – wer also ganz ordentlich und alphabetisch unsere Wirkstoffliste durcharbeitet, wird bereits Bekanntschaft mit dem Wirkstoff „Alkohol“ gemacht haben und fragt sich vielleicht nun: „Benzylalkohol? Wo liegt da der Unterschied zum normalen Alkohol bzw. Ethanol? Gibt es überhaupt einen?“

Ich will ja nicht spoilern aber… Nein, einen so richtig für Euch im Alltag relevanten Unterschied gibt es nicht. Die kleinen Feinheiten erklären wir Euch aber trotzdem hier. Und für die Querdenker, die nicht mit A angefangen haben… Fassen wir die Gemeinsamkeiten auch nochmal kurz zusammen.

Wirkstoff Benzylalkohol: Worum geht’s?

Benzylalkohol ist eine farblose, etwas ölige Flüssigkeit, die natürlich als Bestandteil vieler ätherischer Öle wie YlangYlang, Jasmin und Goldlack vorkommt. Im Gegensatz zum scharf riechenden Ethanol, besitzt Benzylalkohol einen milden, leicht mandelartigen Geruch – was schon beinahe nicht mehr überrascht, wenn man weiß, dass er aus Pflanzen gewonnen werden kann. Da dies allerdings ein sehr langwieriger und somit teurer Prozess ist, wird Benzylalkohol fast ausschließlich synthetisch hergestellt.

Verwendung findet er in der Kosmetik als Desinfektions-, Lösungs- und Konservierungsmittel. Man findet ihn aber auch als Aromazusatz in Fruchtaromen, Getränken, Hustenbonbons und –säften. Und weil er nicht nur gut konserviert, sondern außerdem lecker riecht, kommt er auch oft in Cremes, Lotionen, Shampoo und Duschgel vor.

Die Fakten auf einen Blick

Chemische Summenformel: C7H8O
Chemische Stoffklasse: Alkohol
Aggregatzustand: flüssig
Natürliches Vorkommen: Jasminöl, Nelkenöl, grüner Tee, Ylang-Ylang, Goldlack, Tuberose

 

Wie wirkt Benzylalkohol?

Benzylalkohol (C7H7-OH) ist also auch ein Alkohol. Der Unterschied zu Ethanol ist, dass er aus viel mehr Kohlenstoffatomen besteht und deswegen lipophilere (fettliebendere) Eigenschaften besitzt. Er besitzt aber wie Ethanol ebenfalls eine Hydroxylgruppe (OH), die es ihm möglich macht, sich auch mit Wasser zu mischen.

Wie die meisten Alkohole besitzt Benzylalkohol eine desinfizierende und konservierende Wirkung und wird deshalb vielen Kosmetika in geringen Konzentrationen zugesetzt. Die desinfizierende Wirkung beruht darauf, dass er Bakterien abtöten kann. Die konservierenden Eigenschaften rühren daher, dass er die die Hemmung der Bakterienvermehrung unterstützt – genau wie Ethanol.

Benzylalkohol

All in one für die Haut?

Eines der Hauptanwendungsgebiete ist, wie oben genannt, die Kosmetik. Hier macht man sich die Bandbreite der Eigenschaften zu Nutzen. Man findet Benzylalkohol beispielsweise in Hautpflege, Haarfarbe, Sonnenschutzprodukten und Parfum.
Der Geruch wird häufig als mild und an Mandeln erinnernd beschrieben. Dies kann als Grundstoff für den Duft eines Produktes genutzt werden. Außerdem bringt es zugesetzte Aromen besser zur Geltung. Wie die meisten Alkohole hat Benzylalkohol eine desinfizierende Wirkung. Diese Eigenschaft ist bei unreiner Haut nützlich, da Bakterien abtötet werden. Bakterien sind eine der Hauptgründe für unreine Haut und entzündliche Flecken. Jedoch werden auch die nützlichen Bakterien zerstört, die wichtig für den Säureschutzmantel der Haut sind. Dies macht die Haut wiederum anfälliger für schädigende Einflüsse von außen.
Die konservierende Wirkung wirkt gegen Bakterien, Viren und Schimmelpilze und macht so die jeweiligen Produkte länger haltbar.
Benzylalkohol hat den Vorteil, dass keine Zusätze, wie Phtalate oder Formaldehyd benötigt werden, um die Haltbarkeit zu gewährleisten. Diese Stoffe stehen stark im Verdacht, krebserregend zu sein und sich negativ auf den menschlichen Hormonhaushalt auszuwirken.
Jedoch wird Benzylalkohol häufig nachgesagt, schädlich zu sein und sogar Allergien auszulösen. Sicherheitshinweise besagen, dass es haut- und schleimhautreizend wirkt. Die Hautreizungen durch Kosmetik, entstehen durch Austrocknung und zeigen sich durch Rötungen, Schuppenbildung, sowie Hautrisse. Im schlimmsten Fall bilden sich Blasen mit Eiteransammlungen. Dies geschieht jedoch in den meisten Fällen erst ab einer Konzentration von 30 bis 40 Prozent Anteil. Dies ist in der Großindustrie von Relevanz. Dort wird Benzylalkohol pur, unter Einsatz vorgeschriebener Schutzkleidung, verarbeitet. Da laut der deutschen Kosmetikverordnung (D-KosmetikV) eine Konzentration von 1 Prozent, bezogen auf die Menge im Endprodukt, nicht überschritten werden darf, ist diese heftige Reaktion, durch Anwendung von Kosmetikprodukten, fast nicht möglich.

Exkurs- Deutsche Kosmetikverordnung

Die deutsche Kosmetikverordnung gibt es seit dem Jahr 1977 und wird immer wieder angepasst. Sie beschreibt und regelt den Verkehr von kosmetischen Mitteln. Außerdem dient sie als Erweiterung der europäischen Kosmetikverordnung.

In der D-KosmetikV wird unter anderem geregelt, dass eine Liste der Inhaltsstoffe bei jedem Produkt, welches sich unverpackt im freien Handel befindet, erkennbar sein muss. Sei es auf das Produkt direkt aufgedruckt, auf einem Etikett, welches angebracht wurde oder bei sehr kleinen Produkten auf einem Schild, dass unmittelbar neben der Verkaufsfläche zu finden sein muss. Die Verordnung besagt, dass die Angaben in deutscher Sprache gemacht werden müssen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die Vorgaben, welche Konzentration bestimmte Inhaltsstoffe nicht überschritten werden dürfen. Dies gilt zum absoluten Schutz des Verbrauchers. Dennoch sollte man selbstverantwortlich nur die Produkte verwenden, die persönlich verträglich und bei denen allergische Reaktionen ausgeschlossen sind. Im Falle, dass doch ungewöhnliche Reaktionen auftreten, kann man sich jederzeit an ein Informations- und Behandlungszentrum für Vergiftungen wenden oder einen Arzt aufsuchen.

Benzylalkohol

Kampf gegen Laus und Milbe

Seit kurzer Zeit existiert eine Lotion, welche Benzylalkohol als Hauptwirkstoff enthält und die dafür sorgt, dass Läuse die Öffnungen ihrer Luftkanäle an der Körperoberfläche nicht mehr verschließen können. Dadurch dringt die ölige Flüssigkeit ungehindert in die Atemwege ein und die süßen Tierchen ersticken. Die Lotion ist verschreibungspflichtig und bisher lediglich in den USA erhältlich. Anhand Studien soll die Anwendung von Benzylalkohol in den entsprechenden Lotionen sicher sein und selbst die empfindliche Kinderhaut soll keinen Schaden davon tragen. Eine Resistenzentwicklung wäre nicht zu erwarten. Also abwarten, ab wann diese Produkte auf dem deutschen Markt erhältlich sind…

Ein Alleskönner?

Benzylalkohol hat sehr vielfältige Eigenschaften und daher ein großes Spektrum an Einsatzgebieten.
Es ist ein Duft-, Aroma- und Konservierungsstoff. Das macht es in der Kosmetik unabdingbar. Weiterhin wird Benzylalkohol als Lösungsmittel für zum Beispiel Lacke und Tinten verwendet. Eine der bekanntesten Anwendungen sind hier Permanentmarker.
Auch in Lebensmitteln findet man Benzylalkohol. Meist unter der Bezeichnung Benzylbenzoat oder der Nummer E1519. Dort hat es fest geregelte Höchstwerte von 100mg pro Liter bei flüssigen und 250g pro Kilogramm bei festen Lebensmitteln. Durch den scharfen Geschmack wird Benzylalkohol dort als Aroma für, beispielsweise Liköre, Schokolade und Kekse verwendet. In der Textilindustrie hat es seinen Platz bei der Färbung und Nuancenbildung der Stoffe. Hauptsächlich wird damit Wolle gefärbt, jedoch wird mittlerweile wegen des erhöhten Kostenfaktors von Benzylalkohol, auf andere Chemikalien zurückgegriffen.
Ein weiteres Anwendungsgebiet hat Benzylalkohol in der Druckereibranche. Hier speziell als Beschleuniger für die Entwicklung von Fotos. Dies wird jedoch, aufgrund der digitalen Fotografie, immer seltener genutzt.

Folgendes trifft zu? Dann Finger weg!

Benzylalkohol kann bei einigen Menschen zu allergischen Reaktionen führen, die sich in rauher, geröteter, schuppender Haut mit Juckreiz äußern können. Wenn längerer Kontakt mit dem Allergen besteht, können Bläschen, Knötchen und schmerzhafte Hautrisse auftreten. Das allergene Potential von Benzylalkohol ist allerdings sehr gering einzuschätzen, weshalb Kosmetikprodukte mit diesem Inhaltsstoff ohne größere Bedenken angewendet werden können. Wer allerdings generell empfindlich gegenüber Konservierungsstoffen ist, sollte aufpassen und das Produkt vorher auf einer kleinen Stelle am Handgelenk oder Unterarm testen.

Wie erkennt man Kosmetik mit Benzylalkohol?

Die meisten chemischen Stoffe haben verschiedene Namen. Benzylalkohol macht da keine Ausnahme.
In der folgenden Auflistung finden sich gleichbedeutende Bezeichnungen.

  • Benzylalcohol
  • Benzyl Alcohol
  • Phenylmethanol
  • Phenylcarbinol

Alkohol in Kosmetik – nur schlecht?

Diese Frage lässt sich nicht ohne weiteres mit ja oder nein beantworten. Dazu muss man wissen, dass es verschiedene Arten von Alkohol gibt, welche in Kosmetikprodukten verwendet werden. Grob werden diese in „gute Alkohole“ und „schlechte Alkohole“ eingestuft. Gut und schlecht bezeichnet in diesem Fall, wie sie auf die Haut wirken. Sind die Alkohole schädlich, oder lösen sogar Allergien aus, werden sie als schlecht eingestuft. Gute Alkohole haben pflegende Eigenschaften, wie zum Beispiel eine rückfettende Wirkung. Wenn ein Produkt mit den Attributen „ohne Alkohol“ oder „alkoholfrei“ deklariert wird, heißt das nicht, dass sich gar kein Alkohol im jeweiligen Produkt befindet. Es bedeutet lediglich, dass man auf der Liste der Inhaltsstoffe keine der schlechten Alkohole findet. Die Menge des zugesetzten Alkohols nimmt ab, je weiter hinten es in der Liste der Inhaltsstoffe aufgeführt ist. Dies kann für den Verbraucher nützlich und irreführend zugleich sein.
In der nachfolgenden Tabelle ist eine Übersicht zu finden.

Gute Alkohole Schlechte Alkohole
  • Cetyl Alcohol
  • Alcohol denat.
  • Cetearyl Alcohol
  • Ethanol (vergällt)
  • Benhenyl Alcohol
  • Ethyl Alcohol
  • Lanolin Alcohol
  • Methanol
  • Stearyl Alcohol
  • Isopropyl Alcohol
  • Myristyl Alcohol
  • SD Alcohol
  • Benzylalkohol

Fazit: Sinnvoll oder nicht?

Wie man erkennen kann, gehört Benzylalkohol zur Gruppe der schlechten Alkohole. Trotz der vielen nützlichen Merkmale ist es empfehlenswert, Produkte ohne Benzylalkohol zu verwenden. Möchte man Kosmetik ohne potenziell schädigende Wirkungen kaufen, gestaltet sich die Suche nicht selten schwierig. Alkohol ist nicht immer direkt durch das Wort selbst erkennbar. Da hilft es nur, sich vor dem Kauf eines Produktes genau zu informieren. Es gibt zahlreiche Apps, die beim Entschlüsseln von Inhaltslisten hilfreich sind.

Wenn Ihr wissen möchtet, welche Zutaten im Rezept Eurer Lieblingscreme dafür verantwortlich sind, dass Ihr morgens so strahlt… dann haltet nicht Ausschau nach Benzylalkohol. Es ist lediglich da, damit Ihr möglichst lange etwas von Euren Kosmetika habt, wirkt im Alltag aber nicht gegen die Probleme, die Euch Eure Haut oder Euer Haar bereitet. Okay, es sei denn Ihr wohnt in den USA und habt Läuse, dann schon.

Im Übrigen verwenden viele Bio-Kosmetika gerne Benzylalkohol als Konservierungsmittel, da es wie bereits gesagt auch aus Pflanzen gewonnen werden kann und somit als Naturprodukt vermarktet wird. Der beste Beweis also, dass man auf natürliche Konservierungsmittel genauso allergisch reagieren kann, wie auf synthetische.