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Formaldehyd

FormaldehydWer einen Blick auf das Sicherheitsdatenblatt von Formaldehyd wirft, der stellt schnell fest, dass es sich hierbei nicht um einen ungefährlichen Stoff handelt. So ist das gasförmige Formaldehyd zum Beispiel extrem entzündbar und es gehen von ihm „akute oder chronische Gesundheitsgefahren“ aus. Genau dieser Inhaltsstoff befindet sich allerdings in einigen Produkten, die Sie alltäglich verwenden – unter anderem in Kosmetika. Um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, was der chemische Stoff Formaldehyd überhaupt ist, warum man ihn verwendet und wie schädlich er ist, haben wir eine Übersicht zusammengestellt.

Chemische Definition

Formaldehyd ist ein Trivialname, also der bekannte, umgangssprachliche Name für Methanal. Man bezeichnet es auch als Ameisenaldehyd, Oxomethan oder Formalin. Da es nur ein Kohlenstoffatom besitzt, ist Formaldehyd der einfachste Vertreter der chemischen Stoffklasse der Aldehyde. Die Summenformel ist CH2O und die Strukturformel sieht dementsprechend aus.

Wenn man Formaldehyd oxidiert, so erhält man Ameisensäure (Methansäure). Aus diesem Grund trägt Formaldehyd seinen Namen: formica ist das lateinische Wort für Ameise. Der Stoff wurde 1855 vom russischen Wissenschaftler Alexander Michailowitsch Butlerow entdeckt.

Welche Eigenschaften hat Formaldehyd?

Formaldehyd ist ein farbloser Stoff, der sich bei Zimmertemperatur im gasförmigen Aggregatzustand befindet. Er riecht stechend und sein Geruch ist selbst in kleinen Konzentrationen noch wahrnehmbar. Zudem lässt sich der Stoff aufgrund seiner funktionellen Gruppe, also der Gruppe an chemischen Elementen, die ihn klassifizieren, in Wasser lösen und gilt als extrem entzündbar. In Kombination mit Luft ist er explosiv. Die Eigenschaft, die Formaldehyd allerdings so beliebt für Hersteller macht, ist die Fähigkeit Vernetzungen zu bilden. Es sorgt quasi dafür, dass die sich Bestandteile von zum Beispiel Klebstoff zu Molekülketten zusammenfügen und so fest werden. Zusätzlich wirkt Formaldehyd antibakteriell und vernichtet Keime, Viren und Pilze.

Formaldehyd in der Natur

Formaldehyd kann künstlich im Labor hergestellt werde, kommt aber ebenso in der Natur vor. So entsteht es zum Beispiel als Zwischenprodukt beim tierischen Stoffwechsel. Säugetiere haben so immer ungefähr zwei bis drei Milligramm Formaldehyd pro Liter Blut im Körper. Der menschlichen Körper produziert täglich circa 50 Gramm Formaldehyd, das beim Stoffwechsel dann wiederum weiterverarbeitet wird. Ebenso kommt Formaldehyd natürlich in der Atmosphäre, in Obst, wie beispielsweise Weintrauben oder Äpfeln, und in Holz vor.

 

Wie wird Formaldehyd hergestellt?

Das Formaldehyd, was in Produkten verwendet wird und demnach nicht natürlich vorkommt, entsteht durch eine sogenannte katalytische Oxidation, also eine Reaktion, bei der ein Stoff durch einen Katalysator mit Sauerstoff reagiert. Dieser Katalysator, der dazu dient, die Reaktion zu beschleunigen, kann entweder Silber sein oder bestimmte Metalloxide. Außerdem kann Formaldehyd durch die Dehydrierung von Methanol, einem einfachen Alkohol, produziert werden. So werden pro Jahr ungefähr 21 Millionen Tonnen Formaldehyd gewonnen.

In welchen Produkten kommt Formaldehyd vor?

Formaldehyd kann in Lebensmitteln und sogar in unseren Körperzellen natürlich enthalten sein. Außerdem kommt er in Möbeln, Farben und Lacken oder Putzmitteln vor. Hier dient der Geruch als Indiz, denn wenn ein Mittel sehr reizend, stark und stechend riecht, dann ist das ein Anzeichen auf enthaltenen Formaldehyd. Außerdem können Desinfektionsmittel Formaldehyd enthalten. Des Weiteren kommt Formaldehyd in einigen Pflegeprodukten und Kosmetika vor. Das sind überwiegend Make-up, Cremes, Shampoos, Deodorants, Nagellacke, Flüssigseifen und Haarfärbemittel. Selbstbräuner enthalten zwar per se kein Formaldehyd, können aber den Inhaltsstoff Dihydroxyaceton (DHA) beinhalten, der wiederum Formaldehyd abspalten kann.

Welche Vorteile hat Formaldehyd?

Formaldehyd wird in der Industrie entweder rein oder als Formaldehydabspalter verwendet. Diese setzen im fertigen Produkt eine geringe Menge Formaldehyd frei. Sie haben hierbei häufig die Funktion Stoffe zu verbinden, also zum Beispiel Gemische fester und widerstandsfähiger zu machen. Dadurch eignet er sich hervorragend zur Herstellung von Kleb- oder Kunststoffen. Die gleichen Eigenschaften macht sich die Kosmetikindustrie zunutze: man findet Formaldehyd unter anderem in Nagellacken, Nagelhärtern und Haarglättungsmitteln. Da Formaldehyd als antibakteriell gilt, wird es deshalb als Konservierungsmittel eingesetzt – beispielsweise in Käse oder sogar in der Leichenkonservierung. Hier ist Formaldehyd unter dem Namen Formalin bekannt und dient dazu, Körperteile zu medizinischen oder juristischen Zwecken aufzubewahren.

Warum brauchen Kosmetika Konservierungsstoffe?

In fast allen Kosmetikprodukten ist Wasser enthalten, darunter zum Beispiel Seifen, Shampoos, Cremes oder Make-up. Wasser ist allerdings ein perfekter Lebensraum für kleinste Organismen, so wie Pilze oder Bakterien. Damit diese gar nicht erst in das Produkt gelangen, wenn Sie es einmal geöffnet haben und sich schon recht nicht vermehren können, brauchen diese Pflegeprodukte Konservierungsstoffe. Formaldehyd und andere Konservierungsmittel töten durch die antibakterielle Wirkung solche Mikroorganismen ab. So sind Ihre Cremes, Pflegespülungen und Co. lange haltbar.

Wir erkennen Sie Kosmetik mit Formaldehyd?

Bevor Sie die Inhaltsstoffe studieren, können Sie vorab einen Geruchstest machen. Strenger, beißender und stechender Geruch ist ein Hinweis auf Formaldehyd. Ansonsten erkennen Sie normalerweise, welche Inhaltsstoffe in einem Pflegeprodukt oder Lebensmittel enthalten sind, indem Sie einen Blick auf die Inhaltsstoffliste werfen, die sich meist auf der Rückseite von Verpackungen befindet. Formaldehyd wird allerdings selten in seiner reinen Form gebraucht. Stattdessen wird er von anderen Stoffen, sogenannten Formaldehydabspalter, abgespalten. Deshalb ist es schwierig ihn zu erkennen. Wir haben daher die am häufigsten Abspalter in der folgenden Liste zusammengefasst. Für die Inhaltsstoffe ist jeweils der Trivial- oder Handelsname und die INCI Bezeichnung angegeben. INCI steht für International Nomenclature of Cosmetic Ingredients, also Regelungen, die vorschreiben wie Inhaltsstoffe auf Verpackungen deklariert werden müssen. Somit wird sichergestellt, dass sie international denselben und richtigen Namen haben und so überall erkannt werden können, selbst wenn sich die Landessprache unterscheidet.

Trivial- oder Handelsname INCI Bezeichnung
2,4-Imidazolidinedione
Bronidox 5-Bromo-5-nitro-1,3-dioxane
Bronopol 2-Bromo-2-nitropropane-1,3-diol
Diazolidinylharnstoff Diazolidinyl Urea
Glydant DMDM Hydantoin
Imidazolidinylharnstoff Imidazolidinyl Urea
Methenamin/Hexamin Methenamine
N-(3-Chlorallyl)hexaminiumchlorid Quaternium-15
N-(Hydroxymethyl)glycin (Natriumsalz) Sodium Hydroxymethylglycinate

Übersichtstabelle: Handelsname & INCI-Bezeichnung von Inhaltsstoffen

 

Wie wird Formaldehyd vom Körper aufgenommen und verarbeitet?

Um herauszufinden, ob Formaldehyd der Gesundheit schaden kann, ist es wichtig zu wissen, wie es überhaupt von Ihrem Körper aufgenommen wird und was danach damit passiert. Zum einen bildet der menschliche Körper Formaldehyd auf natürliche Weise bei Stoffwechselprozessen. Zum anderen wird der Stoff über die Haut oder den Magen-Darm-Trakt durch Nahrung aufgenommen. Für den Normalverbraucher ist diese Menge aber gering und spielt daher keine nennenswerte Rolle. In der Regel wird die aufgenommene Menge im Körper einfach abgebaut und durch den Urin ausgeschieden. Beim Einatmen von Formaldehyd reichen hingegen niedrige Mengen in der Luft aus, um Symptome einer Gesundheitsschädigung auszulösen.

Ist Formaldehyd schädlich für die Gesundheit?

Wenn Formaldehyd natürlich im Körper vorkommt, dann gilt der Stoff nicht als gefährlich. Als künstlich hinzugefügter Inhaltsstoff ist dies aber nicht der Fall. Wenn er dann als Gas eingeatmet oder über die Haut aufgenommen wird, so kann er im menschlichen Körper verschiedene Vorgänge starten. Offensichtlich ist wohl zunächst, dass Augen, Atemwege, Haut und Schleimhäute durch den Geruch gereizt werden. Als einige andere Beispiele von Symptomen, die durch Formaldehyd ausgelöst werden können, gelten Kopfschmerzen, Schwindel, Haarausfall, permanente Müdigkeit, Asthma, Schlaf- und Gedächtnisstörungen oder Gelenkschmerzen. Es kann zudem zu Tränenfluss, Hustenreiz, Schwellung des Kehlkopfes oder sogar Lungenödemen kommen. Die letzteren beiden benötigen allerdings eine hohe Konzentration an Formaldehyd in der Atemluft. Alle Symptome treten innerhalb weniger Minuten auf. Bei einer bestehenden Allergie gegen Formaldehyd können mehr und intensivere Symptome auftreten. Ob Asthmaerkrankungen durch Formaldehyd verstärkt oder sogar ausgelöst werden, ist bisher noch nicht geklärt.

Ist Formaldehyd wirklich krebserregend?

Zunächst steht Formaldehyd in Verdacht Tumorentstehung zu begünstigen. Bei Tests mit Tieren hat sich so beispielsweise eine Krebsbildung in der Nasenschleimhaut gezeigt. Durch das Einatmen des Formaldehyds wurde das Gewebe in dieser Stelle am stärksten gereizt und bösartige Geschwülste sind entstanden. Des Weiteren wurde bei Arbeitern, die regelmäßig höheren Konzentrationen, 1,248mg/m3, an Formaldehyd am Arbeitsplatz ausgesetzt waren, ebenso negative Konsequenzen festgestellt. Die Häufigkeit von Krebs im Nasen- und Rachenraum, sowie die generelle Sterblichkeit verursacht von Krebserkrankungen waren beide erhöht. Deshalb wurde Formaldehyd von der WHO, also der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation), als krebserregend für den Menschen eingestuft. Ebenso stuft die Europäische Union den Stoff durch die EU-Verordnung 605/2014 als krebserregend und mutagen ein. Das bedeutet, dass eine krebserregende Wirkung bei Tieren wissenschaftlich nachgewiesen ist und Formaldehyd zudem als erbgutverändernd für Menschen gilt. Somit ist Formaldehyd sehr bedenklich.

 

Formaldehyd

 

Wie ist die Gesetzeslage zu Formaldehyd?

Vom Gesetz ist zwar kein Grenzwert oder Verbot für die Konzentration von Formaldehyd oder dessen Abspalter in Pflegeprodukten vorgeschrieben, jedoch reichen meist sehr geringe Anteile aus, um die oben genannten Symptome auszulösen. In der Kosmetik-Verordnung, eine Bundesrechtsverordnung, ist deshalb vorgeschrieben, dass eine Konzentration an freiem Formaldehyd von mehr als 0,05% eines Kosmetikprodukts mit dem Hinweis „enthält Formaldehyd“ angegeben sein muss. In Nagelhärtern darf Formaldehyd demnach verwendet werden, aber nur bis zu einer Konzentration von maximal fünf Prozent des Produkts.

Im Gegensatz dazu ist die Verwendung von Formaldehyd in Mundpflegemitteln, wie Mundspülungen oder Zahnpasta, nicht gestattet, da es unmittelbar über die Schleimhäute in den Körper aufgenommen werden würde.

Für die Konzentration von Formaldehyd innerhalb von Räumen haben die Weltgesundheitsbehörde und der Ausschuss für Innenraumluft des Umweltbundesamtes einen Richtwert abgeleitet. Dieser beträgt 0,1 mg/m3 für die Innenraumluft und dient dazu, die Bevölkerung zu schützen.

Welche Alternativen gibt es zu sonstigen Produkten mit Formaldehyd?

Nicht nur Kosmetika können Formaldehyd enthalten, sondern noch viele andere Produkte. So zum Beispiel Farben oder Baustoffe. Hier ist es hilfreich vor dem Kauf genau nachzufragen. Ebenso kann es helfen, an Produkten, die aus Holz hergestellt wurden, zu riechen. Ein stechender, starker Geruch kann ein Indiz dafür sein, dass bei der Herstellung zu Formaldehyd gegriffen wurde. Darüber hinaus können Sie statt Pressspanholz-Produkte alternativ Massivholzmöbel kaufen. Diese enthalten entweder überhaupt kein Formaldehyd oder es ist nur in geringen Mengen vorhanden. Allerdings müssen Sie hier meist mit einem recht hohen preislichen Unterschied rechnen.

Welche Alternativen gibt es zu Kosmetik mit Formaldehyd?

Erst einmal kann Entwarnung gegeben werden: heutzutage sind sich Verbraucher viel mehr über die Inhaltsstoffe ihrer Kosmetika bewusst und aufgeklärt, was zur Folge hat, dass Hersteller darauf achten gefährliche Substanzen wegzulassen – auch wenn es keine genauen Grenzwerte und Richtlinien gibt. Daher werden nur noch sehr wenige Kosmetika überhaupt mit Formaldehyd hergestellt. Es wird nur noch in circa zwölf Prozent der Pflegeprodukte verwendet. Dies sind vor allem Nagelprodukte und Haarglättungsartikel. Wer für solche Beautyprodukte eine Alternative braucht, kann einfach zur Naturkosmetik greifen.

Nagellack zu finden ist schon etwas schwieriger, aber möglich. Naturkosmetik Hersteller können nicht ganz auf Schadstoffe verzichten, reduzieren diese aber auf ein Minimum und benutzen garantiert kein Formaldehyd. Herkömmliche Marken arbeiten häufig mit Formaldehyd. Wenn sie allerdings das Label „3 Free“ verwenden, dann vermeiden sie bewusst die drei giftigen Chemikalien, oder big three, Dibutylphthalat (DBP), Formaldehyd und Toluol.

Für Selbstbräuner gibt es in der Naturkosmetik ebenfalls eine Alternative. Normalerweise enthalten diese Dihydroxyaceton (DHA), einen Zucker, der als Abfallprodukt Formaldehyd abspaltet. Naturkosmetische Alternativen beinhalten diesen Stoff nicht, sondern entweder natürliche Färbemittel, wie Karottenöl, oder Erythrulose. Dies ist ebenfalls ein Zucker, der ähnlich wie DHA funktioniert, aber stabiler ist und sich somit nicht in Formaldehyd zersetzt.

Wie wird in der Naturkosmetik konserviert?

Formaldehyd wird unter anderem als Konservierungsstoff in Kosmetik eingesetzt. Wer auf Nummer sicher gehen will und neben Formaldehyd noch auf andere Zusatzstoffe verzichten möchte, greift am besten zur natürlichen Kosmetik. Doch logischerweise müssen Kosmetika hier ebenso konserviert und haltbar gemacht werden. Deshalb achten Hersteller von Beginn an auf eine keimfreie Produktion. Außerdem wird besonders auf die richtige Verpackung der Kosmetika geachtet. Dadurch, dass Naturkosmetik Produzenten gerne auf Verpackungen aus Plastik verzichten, um die Umwelt zu schonen, wird häufig entweder zu Glas gegriffen oder zu Papier und anderen leicht durchlässigen Materialien. Um zu verhindern, dass Bakterien eindringen, werden diese häufig mit Aluminium oder Bienenwachs beschichtet. Zudem können Sie die Verbreitung von Mikroorganismen verhindern, indem Sie Ihre Pflegeprodukte mithilfe von keimfreien Spateln entnehmen.

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Konservierungsstoffe in der Naturkosmetik

Obwohl die richtige Verpackung schon viel ausmacht, ist das oft immer noch kein ausreichender Schutz. Besonders, wenn es sich um Kosmetik handelt, die nicht schnell aufgebraucht werden, so wie Haarkuren oder Cremes, müssen Naturkosmetikhersteller zu Konservierungsmitteln greifen. Hierbei kommt statt Formaldehyd, Parabenen und anderen synthetischen Mitteln häufig Alkohol zum Einsatz. Leider sind diese allerdings nicht für empfindliche Haut geeignet, weil sie einen austrocknenden und reizenden Effekt haben. Daher werden zunehmend mehr ätherische Öle als Konservierungsmittel verwendet. Wenn sie in der richtigen Konzentration vorliegen wirken sie ebenfalls antibakteriell und antimikrobiell – und sie sorgen für einen angenehmen Duft.

Wo können Sie Kosmetik ohne Formaldehyd kaufen?

Kosmetik ohne Formaldehyd erhalten Sie in jedem Drogeriemarkt – entweder von herkömmlichen Herstellern, garantiert aber von Naturkosmetik Marken. Vor dem Kauf sollten Sie in jeden Fall die Inhaltsstoffliste noch einmal überprüfen, um einen Fehlkauf zu vermeiden. Ansonsten kann es hilfreich sein, sich vorab online über Kosmetika zu informieren oder diese sogar direkt im Internet zu bestellen. Dies gilt insbesondere für Nagellacke und Selbstbräuner, da die formaldehydfreien Alternativen nicht häufig vorkommen und somit schwieriger zu finden sind.